Praxissterben im Kreis Kleve befürchtet
Es gibt weder einen HNO-Notdienst noch Fachabteilungen in den Krankenhäusern im Kreis Kleve. Im Antonius-Hospital Kleve und im Kevelaerer-Marien-Hospital haben drei niedergelassene HNO-Ärzte Belegbetten. Sie operieren dort die Patienten. In Notfällen werden Patienten mit Notarzt- oder Krankenwagen in die Fachkliniken Krefeld oder Duisburg transportiert.
Kassenzulassung zurückgegeben
Genau das hält Dr. Heinrich Schmucker für unzumutbar. Er ist seit über 25 Jahren HNO-Arzt in Kleve. Mit 63 Jahren hat er sich jetzt entschieden, seine Kassenzulassung zurückzugeben. Seit Juli behandelt er nur noch Privatpatienten. Weil er seine Praxis nicht aufgeben wollte und sich kein Nachfolger fand, der sie kaufen wollte. Er hat seinen Schritt nicht bereut: „Ich habe mehr Zeit für die Patienten, unterliege keinen medizinischen Einschränkungen mehr“. Ein Drittel seiner Kassenpatienten lasse sich weiter bei ihm behandeln und bezahle die Kosten selbst.
„Die Situation macht es jungen Kollegen unmöglich, eine Praxis zu übernehmen“, weiß Heinrich Schmucker. Das kann Dr. Brigitte Schmelzer, Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Kleve, nur bestätigen. Das Regelleistungsvolumen für die Fach- und Hausärzte sei um 30 bis 40 Prozent reduziert worden: „Dafür kann man keine hochqualifizierte Behandlung mehr sicherstellen. Das ist unbefriedigend in der Arbeit am Patienten“. Im Klartext: Ein Augenarzt bekommt pro Patient und Quartal 16,50 Euro, ein HNO 26,84 Euro. Sie befürchtet ferner, dass die Kreditinstitute „kalte Füße“ bekommen und ad hoc die Kredite für Arztpraxen zurückfordern könnten.
„Es ist ein hochgefährliches Spiel“
„Es ist ein hochgefährliches Spiel, das da läuft“, mahnt Schmelzer. Sie glaubt nicht, dass mehr Kollegen auf Privatpraxen umsteigen. Sie fürchtet, dass immer mehr Ärzte im Kreis ihre Praxen schließen.
Die Lösung liege in einer besseren Bezahlung der Fach- und Hausärzte. Dass der HNO-Notdienst eingestellt wurde, liege daran, dass diese Fachärzte im Vergleich zu den Kollegen überproportional viele Notdienste leisten mussten: „Die bekommen für eine Behandlung 15 Euro. Dafür kommt kein Klempner raus...“
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